Tief berührt von Solidarität
Mit einem „Stephanustag“ hat der Pastorale Raum Wünnenberg-Lichtenau auf die Situation der verfolgten Christen weltweit aufmerksam gemacht
Bad Wünnenberg. Auf die Lage der verfolgten Christen weltweit hat der Pastorale Raum im Rahmen eines „Stephanustages“ in Bad Wünnenberg aufmerksam gemacht. An den Gottesdiensten, Infoveranstaltungen und Gebetszeiten, die sich über den ganzen Tag erstreckten, nahmen überwältigend viele Menschen aus dem Pastoralen Raum und darüber hinaus teil.
Beim abschließenden Festhochamt in der vollbesetzten Kirche St. Antonius berichtete der armenisch-orthodoxe Bischof Magar Ashkarian aus dem syrischen Aleppo von der katastrophalen Lage in Syrien und im benachbarten Libanon, aus dem er stammt. In Syrien seien ganze Städte zerstört worden, zehntausende Gebäude liegen in Schutt und Asche, Hunderttausende Menschen wurden getötet, berichtete der Bischof, der mit dem Hilfswerk „Kirche in Not“ auf einer Tour durch Deutschland auch nach Bad Wünnenberg gekommen war. Bei dem Erdbeben im Februar seien im Norden Syriens weitere 60 000 Menschen umgekommen. „Viele sind noch immer ohne Obdach.“ Die Not habe die Syrer allerdings auch an ihre gemeinsamen Werte des gegenseitigen Vertrauens und Unterstützens erinnert, die sie unabhängig von ihrer Religion lange Zeit verbunden habe. „Nach dem Erdbeben haben Christen und Muslime ihre Kirchen und Moscheen geöffnet und Schutzsuchende aufgenommen und ihnen geholfen.“ Bischof Ashkarian betonte, dass im Nahen Osten Christen zwar vielerorts vor allem von muslimischen Extremisten bedroht und diskriminiert würden, dass dies aber nicht für Syrien gelte. Der Bischof zeigte sich „tief berührt“ von der Solidarität in Deutschland etwa durch „Kirche in Not“, karitative Hilfswerke und der Christen in Bad Wünnenberg. In Aleppo profitiere man von dieser internationalen Unterstützung. Dort arbeitet der Bischof auch mit der vom Caritasverband für das Erzbistum Paderborn unterstützten Ordensschwester Annie Demerjian und dem „Christian Hope Center“ eng zusammen.
Pater Anton Lässer vom Hilfswerk „Kirche in Not“ berichtete am Morgen über die unterschiedlichen Formen der Verfolgung, denen Christen weltweit ausgesetzt sind. Er unterschied drei Formen: So bedränge der ethnoreligiöse Nationalismus etwa in Indien Christen und Muslime und versuche, nur noch den Hinduismus gelten zu lassen. Autoritäre Regierungen wie in China und Nicaragua duldeten dagegen keine Opposition und unterdrückten teilweise brutal die freie Religionsausübung. Und schließlich stelle der islamistische Extremismus vielerorts eine tödliche Bedrohung für Christen dar, so etwa in der afrikanischen Sahelzone in Nigeria und Burkina Faso, wo Tausende von Christen ermordet wurden. Schließlich verwies Pater Anton Lässer auch noch auf „freundliche Verfolgung“ in westlichen Ländern, wo zunehmend christliche Überzeugungen unter Druck kommen und mancherorts gar strafrechtlich verfolgt werden. In seiner Predigt rief der Pater die Gottesdienstgemeinde aber auch dazu auf, über die Zustände in Kirche und Gesellschaft „nicht zu jammern“, sondern sich ganz auf Jesus einzulassen und in der Hoffnung auf die Ewigkeit mutig den Glauben zu leben. „Die Leiden der Welt sind nichts gegen die Herrlichkeit, die Gott uns bereitet“, sagte der Pater.
Der Stephanustag in Bad Wünnenberg fand im Rahmen der Aktion „Red Wednesday“ statt, mit der das internationale Hilfswerk Kirche in Not auf die Situation verfolgter Christen weltweit aufmerksam macht. Aus diesem Anlass war auch ein Reliquiar des ersten Märtyrers Stephanus aus dem Paderborner Dom in der Bad Wünnenberger Kirche aufgestellt worden. Reliquien des Stephanus hatte der Überlieferung nach Papst Leo III. im Jahre 799 Karl dem Großen zur Bistumsgründung in Paderborn überreicht, ein Jahr bevor Karl zum Kaiser gekrönt wurde. Nun verließen sie zum ersten Mal den Paderborner Dom.
Neben den Gottesdiensten und einem Vortrag von Pater Lässer bestand auch die Möglichkeit, sich persönlich durch die Priester des Pastoralen Raumes segnen zu lassen sowie an verschiedenen Gebetsstunden teilzunehmen. Den Abschluss fand der Stephanustag mit einem großen Kirchen-Café auf dem Kirchplatz, an dem Hunderte teilnahmen.
Markus Jonas
Fotos:
Waren zu Gast beim Stephanus-Tag in Bad Wünnenberg (v. l.): Pater Anton Lässer (Kirche in Not), der armenisch-orthodoxe Bischof Magar Ashkarian (Aleppo) und Florian Ripka (Geschäftsführer Kirche in Not). In der Mitte das Reliquiar des heiligen Stephanus aus dem Paderborner Dom. Fotos: Markus Jonas
Begrüßung:
Pfarrer Daniel Jardzejewski feierte gemeinsam mit Pater Anton Lässer von Kirche in Not sowie mit Priestern der Pastoralen Räume Wünnenberg-Lichtenau sowie Büren ein Festhochamt. Im Mittelpunkt standen Reliquien des heiligen Stephanus (Bildmitte).
Segnung:
In Anwesenheit der Reliquien des heiligen Stephanus aus dem Paderborner Dom erteilten Priester des Pastoralen Raumes Wünnenberg-Lichtenau einen persönlichen Segen.
Auszug:
Beim Auszug nach der abendlichen Festmesse beim Stephanustag in Bad Wünnenberg unterhalten sich Pastor Dominic Molitor und der armenisch-orthodoxe Bischof Magar Ashkarian.