St. Antonius Wünnenberg

Kirchengemeinde des PR Wünnenberg-Lichtenau

KIRCHENGESCHICHTE der Pfarrei Wünnenberg

Wer aus Richtung Haaren von der Autobahn nach Bad Wünnenberg kommt, sieht als erstes die markante Kirche St. Antonius. Auf einem Bergsporn über den Tälern von Aa und Afte erhebt sich die barocke Kirche mit ihrem 35 Meter hohen Turm, der gekrönt wird von einer „welschen Haube“, wie es im Kirchenführer von Herbert Heerde von 1989 heißt. Manche nennen es auch eine Zwiebelhaube.

Gebaut wurde die Kirche nach einem großen Brand, der 1677 nicht nur die Kirche, sondern ganz Wünnenberg (damals noch ohne „Bad“) zerstörte. Über dem Eingangsportal ist noch heute auf lateinisch zu lesen, dass Fürstbischof Ferdinand für den Neubau 1678 sorgte.

1725 brannten Kirche und Stadt wieder ab. Die Kirche verlor diesmal aber „nur“ ihren Dachstuhl und wohl einiges von der Innenausstattung, die Mauern blieben stehen. Der Fürstbischof hatte allerdings diesmal die Nase endgültig voll, weil die Wünnenberger ihre Häuser immer wieder dicht aneinander gedrängt auf dem zu kleinen Berg aufbauten. 

Jedes kleine Feuer war dadurch sofort eine Gefahr für die ganze Stadt. Also ordnete er an, dass die Hälfte der Wünnenberger im Tal siedeln musste, um mehr Platz zwischen den Häusern zu haben – seitdem gibt es in Wünnenberg eine Unter- und eine Oberstadt. 

Aus dieser Zeit steht heute noch eines von drei damals gebauten Zehnthäusern an der Ampelkreuzung, in denen die zu zahlenden Steuern in Form von Naturalien gesammelt wurden. Kürzlich errichtete zudem der Heimatverein ein Portal mit Originalsteinen eines weiteren, vor rund 30 Jahren abgebrannten Zehnthauses.

Das Innere der Kirche stellt sich als dreijochiger Saalbau dar. Sehenswert sind das Altarbild, die Darstellung Jesu im Tempel, von Johann Georg Rudolphi aus der Zeit kurz nach dem Brand 1677, die barocke Mondsichelmadonna, die vermutlich aus dem 1803 aufgelösten Kloster Dalheim stammt, sowie das Taufbecken von Anfang des 18. Jahrhunderts. In der ersten Bank in der Kirche ist zudem Schnitzwerk einer alten Kommunionbank von 1724 integriert. Im Anbau von 1977 zeigen die Kirchenfenster Stationen und Szenen aus dem Leben des heiligen Antonius.

Wünnenberg und seine Pfarrei haben aber eine viel längere Geschichte – und „Bad“ ist es erst seit 1999. Der Name „Wünnenberg“ soll laut einem Bericht von Fürstbischof Ferdinand von Fürstenberg von 1714 angeblich aus dem Jahr 794 stammen, als Karl der Große das Sintfeld eroberte und die Sachsen besiegte. 

Wünnenberg war damals „der gewonnene Berg“. Im Kirchenführer der Gemeinde spekuliert Autor Herbert Heerde zudem, dass die erste Kirchengemeinde möglicherweise zwischen 850 und 900 gegründet wurde, als der heilige Meinolf, Gründer des nahen Klosters Böddeken, die Reliquien des heiligen Liborius von Le Mans nach Paderborn geholt hatte und das Volk sich taufen ließ. 

Die früheste Kirche wird allerdings erst 1182 genannt. Sie stand nicht an der heutigen Stelle, sondern im rund einen Kilometer entfernten Eddinghausen – damals ein Dorf, heute noch eine Straße. Diese Kirche war der unbefleckt empfangenen Gottesmutter sowie den beiden Aposteln Simon und Judas geweiht. Ihre Trümmer sollen heute noch unter einem von Bäumen bewachsenen Hügel am Hang liegen. Zugunsten der 1308 gegründeten Stadt Wünnenberg innerhalb einer schützenden Stadtmauer musste das alte Dorf Eddinghausen und sein Kirchlein verlassen werden, Pfarrei und Kirche wurden auf dem Bergsporn neu errichtet.

Die neue Kirche wurde wohl im Fachwerkstil errichtet und hielt mehr als 300 Jahre allen Stürmen stand, brannte dann aber 1677 mitsamt der ganzen Stadt ab. Die abgebrannte Kirche ist noch auf einem Gemälde des Malers Fabritius mit einer Stadtansicht von Wünnenberg von 1665 zu sehen. Das Gemälde hängt in der Theologischen Fakultät in Paderborn – zusammen mit Stadtansichten fast aller Orte des Hochstifts. Zur Pfarrei gehörte in jener Zeit noch die Filiale Leiberg, während Fürstenberg schon 24 Jahre vorher abgepfarrt worden war.

Umgeben wird die Kirche von einem Platz, der mit hohen Bergahornbäumen und einer Mauer aus heimischem Grandstein umgeben ist. Bis 1828 war dies die Begräbnisstätte für die Wünnenberger und die Leiberger. Auf dem Kirchplatz finden seit der Corona-Zeit im Juli und August im Rahmen der „Sommerkirche“ samstags die Gottesdienste statt – wenn es nicht regnet. Im Halbschatten der mächtigen Bäume ist dies ein ganz besonderes Erlebnis. Ganzjährig wird der Kirchplatz übrigens am ersten Samstag im Monat genutzt. 

Im Anschluss an die „Church Night“, einer besonders gestalteten heiligen Messe mit einer parallel stattfindenden Kinderkirche im Pfarrheim, findet dort das Kirchen-Café statt, das von jeweils unterschiedlichen Gruppen der Gemeinde ausgerichtet wird. 

Auf diese Weise versuchen der Pfarrgemeinderat und andere Engagierte das Glaubensleben und die Gemeinschaft untereinander zu stärken und die Hoffnung, die aus dem Glauben an Gott erwächst, weiterzugeben – ganz in der Tradition der vielen Generationen von Gläubigen, die bisher in Wünnenberg gelebt haben. Durchaus mit Erfolg: Kirche und Kirchplatz sind bei der Church Night zumeist gut gefüllt.