St. Kilian Lichtenau
Kirchengemeinde des PR Wünnenberg-Lichtenau
Der Name Amerungen wurde bereits 1179 urkundlich erwähnt. Auch in den Folgejahrhunderten tritt der Name Amerungen als Freistuhl verschiedener Adelsgeschlechter mit eigener Gerichtsbarkeit immer wieder auf.
Heute gilt Amerungen als eine Wüstung, von denen es eine große Anzahl in der hiesigen Umgebung gibt. Wann der Ort verschwunden ist, lässt sich nicht genau feststellen.
Um 1430 hatte er noch eine Steinkirche, die als Vorgängerin der heutigen Annenkapelle gelten dürfte und wahrscheinlich an der gleichen Stelle stand.
Auch sie ist im Laufe der Jahrhunderte verfallen, so dass 1669 der Paderborner Fürstbischof Ferdinand von Fürstenberg die heutige Annenkapelle errichten ließ.
In dem wunderschönen barocken Portal steht die Inschrift:
„Gott, dem Allgütigen und Allmächtigen, heilig!
Ferdinand von Gottes und des Apostolischen Stuhles Gnaden, Bischof von Paderborn, Coadjutor von Münster, des Heiligen Römischen Reiches Fürst und Graf zu Pyrmont,
hat diese neue Kapelle aus Pietät gegen die Mutter der jungfräulichen Gottesgebärerin, als das alte Heiligtum der hl. Anna zusammengefallen war, errichten lassen im Jahre 1669.“
Der barocke Altar (um 1665) zeigt das Bild der lehrenden Mutter Anna mit ihrer Tochter Maria und ihrem zuschauenden Mann Joachim.
Es stammt aus dem Jahre 1749 und weist im unteren Teil mehrere Bittrufe auf.
Das Original hängt heute im linken Seitenschiff der St. Kilianskirche in Lichtenau.
Der Lichtenauer Maler Andreas Block kopierte Ende der fünfziger Jahre dieses Bild, das jetzt den Altar in der Annenkapelle schmückt.
Seit welcher Zeit die alljährliche Sakramentsprozession von Lichtenau nach Amerungen stattfindet, lässt sich geschichtlich nicht genau belegen.
Feststeht, dass der Bischof Erich von Paderborn 1510 verordnete, dass in seiner Diözese das Annenfest in besonderer Weise zu feiern sei.
Daraus ist zu schließen, dass auch in Amerungen seither die Mutter Anna verehrt wird. Bevollmächtigte des Bischofs haben diese Verehrung streng überwacht.
Als sich im Jahre 1734 die Holtheimer Bürger nicht an der Annenprozession von Lichtenau aus beteiligten, wurde die Gemeinde zu 5 Talern Strafe verurteilt.
1785 legte der Fürstbischof Friedrich Wilhelm von Westfalen den Annentag auf den 1. Sonntag im August.
Bis in die heutige Zeit versammeln sich jedes Jahr an diesem Sonntag einige hunderte Gläubige aus der näheren und weiteren Umgebung, um die jahrhunderte alte Verehrung der heiligen Mutter Anna fortzusetzen.
Nach dem feierlichen Hochamt trifft man viele alte Bekannte und plaudert fröhlich bei Bier und Würstchen, Kaffee und Kuchen am Annenberg.
Auch am darauf folgenden Montagmorgen wird an der Annenkapelle noch einmal die hl. Messe gefeiert und anschließend gemütlich Kaffee getrunken.
Für die Lichtenauer ist und bleibt der Annentag ein hoher und schöner Festtag. Seit 2011 findet die alljährliche Prozession ohne Sakrament statt.
2019 wurde das 350-jährige Jubiläum der Annenkapelle gefeiert. Dazu zelebrierte Weihbischof Hubertus Berenbrinker am Annentag die Jubiäumsmesse und hielt die Festpredigt.
2020 fand eine umfangreiche Innen- und Außenrenovierung der Kapelle statt.