St. Marien Fürstenberg

Kirchengemeinde des PR Wünnenberg-Lichtenau

Eine kleine Fürstenberger KIRCHENGESCHICHTE

über die Pfarrei St. Marien Fürstenberg und ihre Kirchen und Kapellen

Die ersten Hinweise auf christliche Zeugnisse fand man in unserer Gegend im Jahre 1983 bei Ausgrabungen, die im Zuge der Verlegung von Gasleitungen gefunden wurden. Auf dem Steinernberg oberhalb des Sonnenhangs, unweit der Profilschule, entdeckte man zahlreiche Gräber aus fränkischer und karolingischer Zeit. Die Grabbeigaben von Kreuzfibeln (Broschen) zum Befestigen von Leinengewändern sind als Zeichen des christlichen Bekenntnisses zu werten. So ist also in unserem Gebiet bereits im 9. Jahrhundert ein Hinweis auf die neue Religion festzustellen, die durch Karl den Großen in unser Gebiet kam. Die Eresburg in Obermarsberg wurde erobert und die heidnische Irminsul zerstört. Der Benediktinerabt Sturmius war der erste Missionar, der das Sintfeld christianisierte.

Die Orte Zinsdorf, Dorsloh und Bergheim wurden 826-876 erstmals urkundlich genannt, Nutlon 952 ,Vesperthe 1058 und Eilern im Jahr 1210.

1) Die Kirche in Vesperthe auf dem Gebiet des Friedhofs (Kirchhofs) in Fürstenberg wurde von dem Adligen Widukind und seiner Gemahlin Gisle erbaut und von Bischof Bernhard III. 1217 geweiht. Durch zahlreiche Fehden, die Bengeler Fehde ist die bekannteste, durch Seuchen, z. B. die Pestepidemie, Brände und Naturkatastrophen wurde die Bevölkerung stark dezimiert, die Orte fielen wüst. Die spätmittelalterliche Agrarkrise, die in unserer Region mit einem Preisverfall der Getreidewirtschaft einherging, führte dazu, dass viele Höfe aufgegeben wurden. Eine Landflucht setzte ein.

2) In den befestigten Städten und Großdörfern lohnte es sich, zu leben.  So gab es Anfang des 14. Jahrhunderts etliche Stadtgründungen hinter dicken Mauern, z. B. Wünnenberg, Lichtenau, Büren, Stadtberge (Marsberg) etc. Sicherheit und wirtschaftlicher Aufstieg waren den Menschen wichtig. Zu dieser Zeit fallen die Besitztümer östlich von Eilern an Dalheim, hingegen werden den Herren von Westphalen die Ländereien westlich von Eilern zugesprochen.

Auf einer Bergnase gegenüber von Vesperthe ließ Bischof Bernhard V. 1325 eine mächtige Burg erbauen, die Vorstenborgh. Sie reichte bis zum Knickweg und zur Steintwiete. 100 Jahre hielt die Burg als mächtiges Bollwerk feindlichen Angriffen stand. Doch dann gelang es 1392 Friedrich von Padberg, die Burg zu besetzen und nach langem Widerstand gegen das Heer des Bischofs Rupert gab die Burgmannschaft auf.

3) Einige Jahrzehnte später kam die Burg als Lehen an Lubbert von Westphalen und seinen Vetter Wilhelm von Westphalen, denn sie waren immer treue Gefolgsleute des Bischofs gewesen. Der Aufbau der Burg erfolgte, und im Jahre 1449 wurde die Freiheit Fürstenberg gegründet. Bürger aus dem Umland wurden angeworben, sich in dem geschützten Raum der Burg anzusiedeln. Dafür wurden ihnen in dem sogenannten Bundbrief viele Vorteile von den Herren von Westphalen gewährt, z. B., Holz im Wald zu schlagen, das Wasser der Bäche zu nutzen, das Vieh auf den Grünflächen zu weiden und Schutz vor Feinden zu genießen.

Die Vesperkirche wurde nur noch selten für Gottesdienste genutzt, die Gläubigen mussten die Kirche in Wünnenberg besuchen. Das blieb 200 Jahre so. 1655 kam es zur Abpfarrung von Wünnenberg und einer eigenen Pfarrei in Fürstenberg.

Inzwischen wurde die private Kapelle auf dem Gelände der Burg gelegentlich von den Dorfbewohnern genutzt, die sogar 3 Altäre gehabt haben soll. 1730 wurde die Kapelle auf der Burg Fürstenberg geweiht. Der Straßenname Pellenberg bezieht sich auf eine Kapelle auf der Schlichte, das ist gegenüber dem Pellenberg auf Höhe des Kirchhofs. 1658 weihte Fürstbischof Theodor von der Reck die renovierte Vesperkirche auf die Namen der Hl. Maria, Königin der Engel und den Hl. Josef erneut. Patres des Klosters Böddeken übernahmen die Seelsorge in Fürstenberg.

1727 machte ein Dorfbrand einen großen Teil des Ortes zunichte.

Fürstenberg war nun 300 Jahre nach der Dorfgründung im Jahre 1449 mittlerweile zu einer beachtlichen Größe angewachsen. Die Familie von Westphalen und auch die Fürstenberger Bevölkerung waren daran interessiert, den freigewordenen Platz in Sichtweite der Burg für den Neubau einer repräsentativen Kirche zu nutzen. Hier hatten vor dem Brand sechs Bauernhöfe gestanden, die nun in einiger Entfernung angesiedelt wurden, z. B. Kaplons, Hahnenberg 5.

Im Jahr 1750 wurde zunächst der Turm aus hiesigem Kalkstein und Eichenholz aus heimischen Wäldern von der Gemeinde errichtet. Sein Grundriss ist quadratisch (6,75 x 6,75m), die Höhe beträgt 47m.  Die beiden Glocken der Vesperkirche wurden zunächst aufgehängt. Der Bau des Langhauses (Länge 42m) und des Chores dauerten einige Jahre. Die Adelsfamilie unterstützte die Dorfbewohner finanziell und stellte das Holz zur Verfügung. Der Stifter war Friedrich Wilhelm von Westphalen, Fürstbischof von Hildesheim, später auch von Paderborn (*1727 + 1789). Zahlreiche Wappen in der Kirche zeigen seine weltlichen und kirchlichen Insignien, z. B. an der Orgelempore. Der Nachfolger des Fürstbischofs und Neffe Clemens August von Westphalen vollendente den Bau der Kirche und wurde Burgherr auf der Vorstenburgh. Bei der Weihe der Kirche 1758 wurde die Muttergottes Maria zur Schutzpatronin der Kirche erwählt (Patronatsfest 15.08.).

Die Vesperkirche wurde 1780 abgebrochen.

Die Pfarrkirche St. Marien ist eine einschiffige Hallenkirche und im spätbarocken Stil erbaut. Kreuzgratgewölbe zieren die Kirchendecke, die Gurtbögen liegen auf angedeuteten Pfeilern. Mitten in der Kirche hängt eine Doppelmadonna mit dem Kind im Strahlenkranz, ein Werk des Bildhauers Stratmann aus dem 18. Jahrhundert. Drei Altäre fallen ins Auge. Links sieht man den Antoniusaltar, gestiftet von der Adelsfamilie. In der Schlosskapelle soll er schon gestanden haben. Der Hl. Antonius wird auf einem Altarbild dargestellt, die Vision des Jesuskindes sehend. Der Stephanusaltar auf der rechten Seite zeigt den Heiligen in einem roten Gewand, den Blick himmelwärts gerichtet, sein Martyrium der Steinigung vor Augen. Auch dieses Werk ist aus der westfälischen Künstlerwerkstatt Stratmann und von der Dorfgemeinschaft gestiftet. Der hölzerne Hauptaltar ist barock mit einem vergoldeten, drehbaren, halbzylindrischen Tabernakel. Die Figur des Pelikans darüber, der seine Jungen mit seinem Herzblut ernährt, ist ein Symbol für Christus, der sich für uns hingegeben hat.

Links befindet sich die lebensgroße Figur des hl. Liborius, des Bistumspatrons, und rechts steht der heilige Papst Clemens mit einem Anker. Er ist Namenspatron des Stifters Clemens August von Westphalen. Das große Altarbild zeigt die Aufnahme Mariens in den Himmel. Das Original hängt im Louvre in Paris und wurde von Gianbattista Piazetti um 1700 in Venedig gemalt.  Der neue, quadratische Zelebrationsaltar aus Sandstein wurde 1994 von der Fa. Winkelmann aus Günne am Möhnesee gefertigt. Symbole der Welt-Bistums- und Ortskirche, sowie die Darstellung des Pfingstwunders zieren ihn. Im vorderen, unteren Teil ist hinter einem Gitter eine Reliquie des Hl. Meinolphus eingelassen.

Eine Kostbarkeit befindet sich im rechten Chorraum. Der Kreuzaltar von 1775 stammt wiederum vom Bildhauer Josef Stratmann. Um eine Kreuzdarstellung herum sind neun Alabasterreliefs mit Szenen aus dem Neuen Testament angeordnet.

Im linken Chorraum befindet sich das Oratorium der gräflichen Familie von Westphalen, die bis auf den heutigen Tag im benachbarten Schloss wohnt.

Unter den Heiligen der Kirche ist besonders Meinolphus hervorzuheben, der 847 gestorben ist, Archediakon am Busdorfstift in Paderborn war und das Kloster Böddeken gegründet hat. An der rechten Seitenwand ist er mit den Insignien des Klosters und dem Hirsch figürlich dargestellt. Die hiesige Schützenbruderschaft trägt seinen Namen.

Die letzte Renovierung der Kirche fand 2010 statt. Im Wesentlichen wurde die Kirche neu bemalt, sie bekam eine moderne Beleuchtung, und das Mauerwerk wurde ausgebessert.

Die Pfarrgemeinde St. Marien gehört seit dem 01.04.2019 zum Pastoralen Raum Wünnenberg- Lichtenau.

Das Pfarrhaus ist seit einigen Jahren an Privatpersonen vermietet. Das Pfarrheim neben der Kirche wird z.Zt. renoviert.

Friedhofskapelle

Ein paar Meter von der ehemaligen Vesperkirche entfernt wurde 1847 eine Friedhofskapelle erbaut. Sie dient auch als Gedächtnisstätte für die Gefallenen und Vermissten der beiden Weltkriege. 

Das Kruzifix stammt noch aus der alter Vesperkirche und wurde im 17. Jahrhundert von einem Jesuitenpater geschnitzt.

1972 wurde eine Leichenhalle angebaut. Die Friedhofskapelle ist seit 1912 in Trägerschaft der Gemeinde Fürstenberg.

Antoniuskapelle

Sie wurde 1869 an der Wegegabelung Grasweg/ Dalheimerstraße an der Dalheimischen Linde erbaut und markiert die Grenze zwischen den mittelalterlichen Kirchdörfern Vesperthe und Eilern.

Zwei Frauen, eine Tagelöhnerin und die Witwe eines Gastwirts spendeten zusammen 66 Taler, der Reverend Dr. Heinrich Backhaus gab 150 Taler hinzu, die er in Australien durch Goldschürfen erworben hatte. Mit weiteren Spenden, die in einem Kirchenfond gesammelt wurden, konnte eine gute Summe erzielt werden.

 Nachdem der Bau fertigestellt war, bekam der Turm ein vergoldetes Eisenkreuz, und eine Glocke wurde aufgehängt. Meister Johann Bartscher (Oelde) bemalte den Innenraum mit einem Sternenhimmel. 

Im Juni 1870, am 2. Sonntag nach dem Fest des hl. Antonius, ging die Bevölkerung zum ersten Mal in einer Prozession zur Kapelle. Diese Tradition ist leider schon vor Jahren verlorengegangen.

Seit 1936 ist der Sportverein BSV Nachbar der Kapelle. Jedes Jahr tragen die Kommunionkinder das Osterlicht von der Pfarrkirche zur Kapelle, von wo aus das Osterfeuer dann auf dem Sportplatz entzündet wird. Eine neue Tradition ist seit Kurzem entstanden. Im August findet eine hl. Messe vor der Kapelle statt, gestaltet vom BSV und dem Pfarrgemeinderat St. Marien.

Kapelle St. Sturmius Elisenhof

Nachdem der Ort Elisenhof im Jahre 1922 gegründet wurde, begannen die Einwohner am 04. Mai 1928, in der Ortsmitte, mit dem Bau der Kapelle.

Am 12. Juni 1930 wurde die Kapelle durch Hochwürden Herrn Dechant Freiburg aus Atteln eingeweiht. Sie wurde dem heiligen St. Sturmius gewidmet. 

Kapelle St. Clemens im Altenheim

Hauskapelle der Dernbacher Schwestern im heutigen Altenheim St. Clemens.

Graf Clemens August von Westphalen überließ am 1858 der Gemeinde das in seinem Besitz befindliche Haus Nr. 118 unter den folgenden Bedingungen:

  • Die Genossenschaft Arme Dienstmägde Jesu Christi – Dernbacher Schwestern – wohne darin und führe das Haus.
  • Der Vorstand der Armenpflege der Gemeinde übernehme die Unterhaltung des Gebäudes.
  • Die Krankenanstalt werde als kirchliche Anstalt durch den Amtmann, den Pfarrer und den jeweiligen Arzt geleitet.

Damit war das Krankenhaus eine frühe Filiale der Kongregation der ADJC, die erst sieben Jahre zuvor von Katharina Kasper mit vier weiteren Frauen gegründet worden war, indem sie die klösterlichen Gelübde abgelegt hatten.

Jeden Donnerstagmorgen findet hier die Hl. Messe statt.